Google und LG Electronics haben jüngst mit ihrer langfristigen Vereinbarung über den gegenseitigen Zugang zu ihren Erfindungen die größte Aufmerksamkeit aller zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsmeldungen verdient. Und ein Signal gesetzt: Innovation und Kooperation treiben offensichtlich als Schwungräder das Wachstum. Zwar hielten sich die neuen Partner bedeckt wie von Pietät bestimmt, welche Wunderwerke hiervon künftig konkret zu erwarten sind. Die Elefantenhochzeit der anderen Art lässt uns alle aber erstmal ehrfürchtig erstaunen, weil das enorme Ehegelübde zwischen Internet-Riese und Elektronik-Schwergewicht auf womöglich epochale Entdeckungen für global erzeugte Konsumentenbedürfnisse schließen lässt. Was kommt verlockend Unabwendbares auf uns zu beziehungsweise über uns? Womöglich übers Internet gesteuerte Mobilfunk-Fluggeräte und gepanzerte Kühlschränke, die in unser bis ins Detail durchleuchtetes Zuhause unaufgefordert einmarschieren – gegen entsprechende Kontoabbuchungen für ihren Einsatz.
Befreundete Branchenexperten werten den Deal nämlich vor allem als patentgesicherten Großangriff von Google über die Geräte des südkoreanischen Konzerns auf unsere Häuser bzw. in unsere Haushalte, nachdem das aus gleicher Schmiede stammende „Street View“ schon von außen ab und an eine Abfuhr erhielt. Darf uns indes überhaupt noch irgendetwas erschrecken, wenn die Kernbotschaft auf der Website der US-Datenkrake schon selbst „Über Google“ zugibt: „Das Ziel von Google ist es, die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nutzbar zu machen.“ Das Lizenzabkommen über Patente beziehe sich auf eine „breite Auswahl von Produkten und Technologien“, teilten G und LG mit, und beinhalte nicht nur alle bestehenden Schutzrechte, sondern „auch die in den kommenden zehn Jahren“ erfolgreich beantragten. Bemerkenswert, beängstigend. Was dabei wohl herauskommt? Ganz bestimmt kein grätenfreies Goody.
Da kann uns Google mit noch so lustig anmutenden „Doodles“ willkommen heißen, wie kürzlich zum eigenen, erst sechzehnten Geburtstag (oben); die Company wurde in der Tat, aber kaum zu glauben erst am 4. September 1998 gegründet. Irre. Als jugendlicher Heranwachsender geht das Unternehmen längst nicht mehr durch: Wer so steil aufsteigt und mittlerweile pro anno einen Gewinn von fast 13 Milliarden US-Dollar bei einem Jahresumsatz von zuletzt knapp 60 Milliarden erzielt, der hat seinen Hauptsitz nicht umsonst in „Montain View“. Generöser Ausblick dort, ganz sicher. Der öde „Focus online“ bejubelte prompt treudoof seine Animation in Echtzeit, die unter anderem Googles Verdienst pro Sekunde vor unseren Augen rattern lässt (neben Apple, Twitter & Co.). Zurück zur patentierten Zukunftsaussicht: Google hatte schon zu Jahresbeginn ein ähnliches Abkommen mit Samsung und Ericsson getroffen. Ein Blick aufs Produktportfolio klärt überdies umgehend darüber auf, dass Google für weit mehr steht als nur für einen nützlichen Suchdienst: Neben Websuchen und einem nicht ganz unbekannten Browser namens Chrome mäandert das multiple Unternehmenswesen als Mobildienst-Anbieter, offeriert Medien und Geodienste, reicht die Hand für „Kommunikation & Zusammenarbeit“, steht für soziale Funktionen und Innovationen.
Google/LG – ohne Glaskugel, mit Geldbeutel
Auch LG Electronics erwirtschaftet auf der ganzen Welt mit mehr als 82.000 Mitarbeitern im zuletzt ausgewiesenen Geschäftsjahr 2013 einen strammen Konzernumsatz von mehr als 53 Milliarden US-Dollar, was einen verbesserten Nettogewinn von fast 204 Millionen in die Kassen spülte, auch wenn dieses Umsatz-Gewinn-Verhältnis im Vergleich zu den Google-Ergebnissen lächerlich anmutet. In den fünf „Business Units“ von Home Entertainment über Mobile Communication und Home Appliances bis zu Air Conditioning & Energy Solutions und schließlich Vehicle Components zählt LG zu den international führenden Herstellern von Flachbild-Fernsehern (Nr. 2 hinter Samsung), Mobilgeräten (allein 13,2 Millionen ausgelieferte Smartphones), stark gefragten Klimageräten sowie Heerscharen von Waschmaschinen und Kühlschränken.
Man muss also keine Glaskugel bemühen oder Lösungen am Zauberwürfel suchen, um vorherzusagen: Donnerwetter, das Duo G/LG hat’s in sich. Es klingt also wie eine Drohung, wenn Allen Lo als stellvertretender Leiter der Rechtsabteilung für Patente bei Google ankündigt: „Durch gegenseitige Lizenzabkommen können sich Unternehmen darauf konzentrieren, den Verbrauchern großartige Produkte und Dienstleistungen auf der ganzen Welt anzubieten.“ In nichts nach steht ihm da J.H. Lee, Executive Vice President und Leiter des LG Electronics Zentrums für geistiges Eigentum, in seinem Statement, die Vereinbarung unterstreiche „das Engagement beider Unternehmen, die Entwicklung von neuen Produkten und Technologien voranzutreiben, die das Leben der Verbraucher erleichtern“. Und damit zweifelsohne auch ihren Geldbeutel.
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